Der sprunghafte Anstieg der Nachfrage nach Kartonagen führt inmitten des Online-Shopping-Booms zu einem Angebotsengpass bei den Kartonherstellern.

International Paper stellt jeden dritten Karton in den USA her und hat – wie der Rest der Branche – mit Lieferengpässen zu kämpfen, da die Hersteller möglicherweise bald mit einem Kartonmangel konfrontiert sein könnten .

Thomas Ryan, Leiter der Unternehmenskommunikation bei International Paper, erklärte, die Gründe seien vielschichtig. „Mit der Lockerung der COVID-Beschränkungen erholte sich die Wirtschaft“, sagte er gegenüber Insider. „Dann kamen die Winterstürme, und die Rohstoffversorgung wurde knapp – für uns Fasern, Recyclingfasern und Erdölderivate wie Chemikalien für Klebstoffe. Hinzu kam noch der angespannte Arbeitsmarkt.“

Während einer Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen im April antwortete Mark Sutton, CEO von International Paper, auf eine Analystenfrage zur Nachfrage mit der Aussage, dass die Lagerbestände an Wellpappenrohpapier und Wellpappe „niedriger sind, als wir es uns wünschen würden“.

In einem Interview mit CNBC am 6. Mai sagte Sutton: „Es gibt keinen Mangel an Karton, aber die Lieferkette ist derzeit sehr angespannt.“

Der sprunghafte Anstieg des E-Commerce während der Pandemie, als die Amerikaner, die zu Hause blieben, vermehrt online einkauften, führte zu einer beispiellosen Nachfrage nach Wellpappe .

Ende März berichtete das Wall Street Journal, dass die Preise für Wellpappenrohpapier steigen und Lieferanten ihre Kunden vor einer Fortsetzung dieses Trends gewarnt haben . Die Fachzeitschrift Pulp Paper News meldete zudem, dass die globalen Zellstoffpreise für die ersten drei Monate des Jahres 2021 um 30 % gestiegen seien.

Zusätzlich zur Nachfrage führten die Winterstürme im Süden der USA zu einem Produktionsausfall von 145.000 Tonnen Wellpappenrohpapier bei International Paper. Sutton teilte Analysten Ende April im Rahmen der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen mit, dass „die Auswirkungen des Wintersturms auf den Betrieb und die Kosten etwa 55 Millionen Dollar betragen“.

Laut Yahoo Finance lieferte International Paper, ein großer Amazon-Lieferant, im Jahr 2017 etwa die Hälfte der von dem Technologiekonzern verwendeten Kartons. Ein Amazon-Sprecher reagierte nicht umgehend auf eine Anfrage bezüglich der Kartonlieferungen.

Der sogenannte „Amazon-Effekt“ ist laut Financial Times einer der Gründe für den Kartonmangel in Großbritannien, wo viele kleinere Geschäftsinhaber angeben, vom E-Commerce-Riesen aus dem unter Druck geratenen Markt verdrängt worden zu sein.

Daniel Nordigarden, Partner im Bereich Verpackungsdienstleistungen bei McKinsey & Company, erklärte gegenüber Supply Management im März, dass einige Einzelhändler aufgrund der Knappheit nach Alternativen zu Kartonverpackungen aus Kunststoff suchen. Er und andere Branchenvertreter gehen jedoch nicht davon aus, dass der Bedarf an Kunststoff ewig bestehen bleibt, sondern nur so lange, bis sich die Lieferkette stabilisiert hat und die Unternehmen ihre Lagerbestände an „beigem Gold“, wie SM es nannte, wieder aufstocken können.

Terry Webber, Geschäftsführer der Verpackungsabteilung der American Forest & Paper Association (AF&PA), erklärte in einer Stellungnahme, dass die Produktion von Wellpappenrohpapier im März im Vergleich zum März 2020, als die Pandemie die USA erreichte, um 9 % gestiegen sei. Die AF&PA wies außerdem darauf hin, dass Kartons die am häufigsten recycelte Verpackung in den USA seien, was dazu beitragen könne, die Lieferkette für Einzelhändler und Kunden nachhaltig zu gestalten.

Laut Ryan investiert International Paper in bedarfsgerechte Verpackungen. Mithilfe der eBos-Serviceplattform des Unternehmens ermitteln Designer und Analysten mithilfe eines Algorithmus die effizienteste Verpackungslösung für den jeweiligen Versand.

„Im Durchschnitt konnten wir mithilfe dieser Tools den ungenutzten Platz um etwa 14 % reduzieren“, sagte Ryan. „Für einen einzelnen Karton mag das nicht viel erscheinen, aber multipliziert man das mit Millionen von Sendungen, ergibt das eine beträchtliche Summe.“