Ist die Papierflaschenverpackung nachhaltig und praktisch?

In den letzten Jahren scheint das Konzept der Papierflasche immer häufiger aufzutauchen, und Innovationen überwinden stetig die Hindernisse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Verpackungsentwicklung. Diese Art von Verpackung bietet die Vorteile einer nachhaltigen Entwicklung und ist ideal mit dem Recycling vereinbar.

Infolgedessen zeigen große Marken ein neues Interesse an Papierflaschen. Obwohl dies an sich nichts Neues ist, nehmen die Aktivitäten im Bereich der Zellstoffflaschen zu, was zweifellos auf die weltweite Anti-Plastik-Stimmung zurückzuführen ist.

Zuvor gab es Meldungen, dass Diageo ab 2021 Spirituosenmarken in 100% plastikfreien Flaschen abfüllen würde. Aus diesem Grund gab Drishti Masand, Marktanalystin und Forscherin bei Lux Research, folgende Erklärung zu den damit verbundenen Problemen der Papierflaschenverpackung ab, die uns Sorgen bereiten:

Q : Hintergrund und Entwicklung von Papierflaschenverpackungen?

A: Die Papierflaschenverpackung für Getränke ist keine neue Erfindung; sie wird seit vielen Jahren von Marken wie Coca-Cola, Carlsberg und dem Start-up Paboco eingesetzt. Carlsberg war 2016 das erste Unternehmen, das Papierflaschen anstelle von Glasflaschen forderte und dafür verschiedene Partner suchte. Obwohl das Konzept der Papierflasche nicht neu ist, kann ihre zunehmende Beliebtheit in immer mehr Branchen (wie beispielsweise der Körperpflegebranche mit L'Oréal) als aufkommender Trend betrachtet werden.

Q: Von Plastik- zu Papierverpackungen – welche Nachteile ergeben sich?

A: Da immer mehr Menschen Papierverpackungen gegenüber Plastikverpackungen befürworten, erweist sich Papier sogar als vorteilhafter als Biokunststoffe. Einige Unternehmen setzen auf Papierverpackungen, um ihren Plastikverbrauch zu reduzieren. Allerdings zeigen die vorliegenden Daten, dass Papierverpackungen in der Regel ein Vielfaches an Materialqualität benötigen, um die gleiche Funktion wie Plastikverpackungen zu erfüllen. Daher ist die Umweltbelastung durch Papier – neben dem CO₂-Fußabdruck – insgesamt tendenziell höher. Zudem kann die Umstellung von Plastik auf Papier zu erheblichen Lieferengpässen führen. Papier ist daher nur eine kurzfristige Lösung, um die Verpackungsprobleme zu verringern.

Q: Sind Papierflaschen teurer als Plastikflaschen?

A: Alle für Verpackungen verwendeten Papierprodukte kosten üblicherweise 10–20 Cent pro Stück. Dies stellt eine große Herausforderung dar, die die Verbreitung von Papierverpackungen behindert. Um dieses Problem zu lösen, setzt die Industrie verstärkt auf ein breiteres Spektrum an Rohstoffen, darunter landwirtschaftliche Abfallfasern sowie Hartholz- und Korkfasern. Man erhofft sich durch die Verwendung von Abfallfasern mehr Nachhaltigkeit und Kostensenkung, wodurch sich der Preisaufschlag für die Produkte verringern lässt.

Q: Werden die Lieferanten von Plastikflaschen betroffen sein?

A: Nein, zumindest kurzfristig wird es schwierig sein, Plastikflaschen in großem Umfang durch Papierflaschen zu ersetzen. Langfristig wird sich die Recyclingtechnologie jedoch deutlich verbessern, wodurch die Rückgewinnungsquote von Plastikflaschen und anderen Kunststoffverpackungen gesteigert und somit eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe realisiert werden kann. Auf diese Weise dürfte kein anderes Alternativmaterial die Kunststoffindustrie ernsthaft beeinträchtigen.

Q: Welche technischen Herausforderungen stellen Papierflaschen dar?

A : Die Innenseite der Papierflasche benötigt eine Beschichtung oder Kunststoffauskleidung, um Feuchtigkeit zu binden und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Obwohl viele Unternehmen behaupten, diese Schichten ließen sich leicht trennen und somit recyceln, sind wir angesichts der aktuellen Herausforderungen beim Recycling von kunststoffbeschichtetem Papier und der Möglichkeit, dass Unternehmen gar keine Trenntechnologie einsetzen, skeptisch.

Darüber hinaus bestehen die Verschlüsse und Deckel dieser Papierflaschen aus Aluminium oder Kunststoff und müssen daher getrennt und verschiedenen Recyclingströmen zugeführt werden, was maßgeblich von einer effektiven Sammlung und Sortierung abhängt.

Viele Unternehmen setzen auf Lösungen für das Problem des Plastikmülls. Diese Lösungen bringen jedoch eine Reihe neuer Herausforderungen für die Nachhaltigkeit mit sich. Alle alternativen Materiallösungen sind mit Problemen behaftet. So wurde lediglich das Verpackungsproblem verlagert. Papierverpackungen werden weiterhin verwendet, stellen aber keine materielle Bedrohung mehr für Kunststoffe dar.